Samstag, 12. September 2015

6. Spieltag - Der Betze flennt



6. Spieltag, Saison 2015/16 – 11.09.2015
1. FC Kaiserslauter – SC Freiburg             0:2 (0:0)

Schwolow – Mujdza, Höhn, Kempf, Günter – Abrashi, Höfler – Frantz (90.+1 Hedenstad), Philipp (78. Hufnagel) – Guédé, Petersen (89. Schuster)

0:1 Abrashi (72.), 0:2 Petersen (87.)

Gelbe Karten: Petersen (13.), Frantz (75.)
Schiedsrichter:
Günter Perl
Zuschauer:
32.834

Messi, Grifo und Guédé

Für Mike Frantz war es die „beste Saisonleistung“. Sein Trainer lässt sich für gewöhnlich nicht zu solchen Aussagen hinreißen, weswegen er den Reportern auf der Pressekonferenz nach dem 2:0-Erfolg in Kaiserslautern folgende Sätze in die Blöcke diktierte: „Wir hatten eine durchwachsene Leistung in München und haben da mit etwas Glück gewonnen. In Düsseldorf haben wir schlecht gespielt und mit ganz viel Glück gewonnen. Heute waren wir besser.“ Und nach einer kurzen Pause ein knappes „Ja“. Ein „Ja“ zur besten Saisonleistung? Oder ein „Ja“ zur besten Leistung in einem Auswärtsspiel?

Nun, man kann vermutlich beides gelten lassen. Ohne Frage war es die beste Leistung in einem Auswärtsspiel des SC in dieser Saison. Die Analysen Streichs zu den Partien in Bayern und im Rheinland sind treffend. Auch seine Einschätzung zum Spiel in der Pfalz ist richtig, weil man dem Gegner in allen relevanten Punkten überlegen war: Passgenauigkeit, Zielstrebigkeit, Zweikampfführung, Stabilität, Spielaufbau. Es war nicht alles rund, aber es war gut genug, um all diese Punkte 90 Minuten nicht aus den Augen zu verlieren. Kaiserslauten hatte dem nichts entgegenzusetzen.

War es aber nun auch die beste Saisonleistung? Sollte man wirklich das furiose Auftakt-6:3 gegen Nürnberg hinter diesem Spiel einordnen? Ja, sollte man. Weil man gegen Nürnberg von der Euphorie lebte und bei allem Spielwitz dennoch für drei Gegentore gut war. Das 4:1 gegen Sandhausen? Auch das war über 90 Minuten eine überzeugende Leistung. Und vielleicht ist ein Sieg in Kaiserslautern, selbsternannter Aufstiegsanwärter, höher zu bewerten als ein Heimsieg? Ist es schwerer, in der Fremde sein Spiel aufzuziehen als im eigenen Stadion?

Nein, die Fragen sind unfair. Fest steht: der Lauf, den der SC vor der Länderspielpause einlegte, hat Bestand. Streich warnte vor dem Spiel auf dem Betzenberg davor, dass man sich nicht blenden lassen dürfe von 12 Punkten, noch sei der SC nicht so gut, wie es der Tabelle nach den Anschein habe. Nuancen des Spiels bestätigen ihn: Günter war beispielsweise in der Offensive schwach, Guédé in der ersten Hälfte mehr Prellbock als Spielgestalter, der den verletzten Grifo ersetzen sollte, Kempf mit dem ein oder anderen Wackler bei seinem Startelf-Debüt, Philipp und Petersen, die in beiden Spielhälften gute Gelegenheiten, die Führung zu markieren, ausließen.


Muss man mögen: Karim Guédé, Torvorbereiter

Und dennoch: der SC wirkte in allen Phasen der Partie extrem fokussiert. Auch wenn Kaiserslautern sichtbar erhebliche Mängel im Spielaufbau hatte, so wenig ließ der SC aber auch zu, so sicher stand die SC-Defensive. Streich gab seinen Männern einmal mehr einen durchdachten Matchplan auf den Weg, den diese konsequent verfolgten. Und so war Mujdza deutlich formverbessert, Kempf zeigte, dass er bei voller Fitness der beste Innenverteidiger Liga sein kann, Abrashi war als Antreiber zielstrebig unterwegs. Und einer wuchs in der zweiten Hälfte über sich hinaus. Messi, Grifo und wie die Größen dieses Sports so heißen: sie hätten die zwei SC-Tore nicht schöner vorbereiten können als Karim Guédé. Wie schon gegen Sandhausen von den Fans minutenlang mit eigenen Sprechchören gefeiert, zementierte Guédé seine Zuverlässigkeit. Wenn es drauf ankommt, ist auf einen wie ihn Verlass.

Ob es nun die beste Saisonleistung von allen war – einerlei. Fest steht: die Zwischenbilanz des SC ist äußerst formidabel. Fünf Partien konnten gewonnen werden, in der Fremde hat man eine blütenweiße Weste – inklusive des soliden Auftritts in der ersten Pokal-Hauptrunde. Und die jüngsten Auftritte gegen Sandhausen und in Kaiserslautern zeigen: in Freiburg ist man wieder auf dem richtigen Weg.
Und auch Streich ist wieder (fast) der Alte. Seine Gestik, seine Mimik, seine Ausdrucksweise in allen Interviews und Pressekonferenzen: zielgerichteter, offener, mutiger als im Abstiegsjahr. Und wie er auf dem Betzenberg (der schon lange keine uneinnehmbare Festung mehr ist) nach Schlusspfiff breit grinsend seine Spieler umarmte und herzte: ein schönes, lange nicht gesehenes Bild.
(al)


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