Quelle: privat |
Und wenn sie mal nicht selbst spielt, sieht sie anderen beim Spielen zu. Charlotte Schwab hat sich dem Fußball verschrieben. Auch wenn ihr Herz dem SportClub Freiburg gehört, schaut sie so viel Fußball wie möglich, egal ob vor dem Fernseher oder live im Stadion. Und was Abseits ist, könnte sie auch erklären – „auch wenn ich das im Stadion gar nicht immer so schnell und so genau sehen kann.“
Auf ein Wort… mit Charlotte Schwab.
Frau Schwab, was war
der für Sie einprägsamste Moment rund um den SC?
Ein langes Gespräch mit Martin Spanring in einem Hotel. Es war irgendwann Mitte der 90er, nach einem Spiel des SC beim HSV. Ich spielte zur der Zeit „Die Dreigroschenoper“ von Brecht im Thalia Theater in Hamburg und eine Kollegin, Iris Kramer, war befreundet mit Volker Finke und stellte den Kontakt her. Sie moderierte mich sozusagen ein wenig bei Finke und seiner Frau an. Mein Sohn Max und ich wurden dann nach besagtem Spiel in das Hotel eingeladen, in dem der SC-Tross übernachtete. Max hat außerdem noch ein Trikot vom SC bekommen.
Wie sind Sie denn auf den SC gekommen?
Durch Alain Sutter. Ich bin ja gebürtige Schweizerin und verfolgte bei der WM 1994 natürlich, was Sutter und die Schweiz machten. Das war auch damals einer meiner Lieblingsspieler. Als er dann nicht viel später zum SC wechselte, war ich natürlich vollends für den Verein entflammt, den ich natürlich vorher schon sympathisch fand. Der SC war immer ein wenig mehr als „Der Ball ist rund“, irgendwie mehr als nur ein Fußballverein.
Und ihr Sohn ist auch noch dem SC verfallen?
Mein Sohn hat eine Dauerkarte bei Sankt Pauli, er hatte aber auch schon eine Dauerkarte bei den Bayern. Ich würde sagen, er ist kein Vereins-Fan, aber genereller Fußball-Fan. Wir lieben beide dieses Spiel, wir lieben beide guten, spannenden Fußball. Und wir gehen auch oft zusammen ins Stadion. Ich war auch am Millerntor, als der SC dort vor kurzem spielte. Und am Sonntag… na, das darf ich hier vermutlich gar nicht sagen…
Sie dürfen mir alles sagen.
Ich war in Dortmund. Und es war toll. Ich mag einfach auch die Atmosphäre dort im Stadion, hatte sogar das Glück, auf der legendären Südtribüne stehen zu dürfen. Aber im Herzen ist natürlich immer der SC, das ist klar… Und trotzdem muss ich auch ab und zu mal in andere Stadien, vor allem, weil Freiburg einfach sehr weit weg ist von Hamburg und ich es so selten schaffe. Meistens schaffe ich eher die Auswärtspartien wie neulich bei Sankt Pauli. Oder wie in der letzten Saison, als ich in München war.
Was war Ihr schönstes Stadion-Erlebnis?
Camp Nou. Zum 60. Geburtstag bin ich mit meinen Söhnen nach Barcelona geflogen. Ich wollte einmal im Leben noch diesen Messi live sehen. Es war wirklich ein Erlebnis. Nicht nur, dass ich Messi gesehen hab und später auch noch David Villa eingewechselt wurde, den ich so schätze. Aber ich saß da in meinem Barca-Trikot und war überwältigt von allem. Es war im Stadion niemals laut und aggressiv, die Fans waren fast still. Und trotzdem enthusiastisch. Das hab ich in deutschen Stadien noch nie erlebt. Wo ich die Stimmung und all die unterschiedlichen Gesänge ja auch mag – aber das Camp Nou ist, obwohl es so alt ist,… naja, „heilig“ wäre das falsche Wort. Es war etwas Besonderes.
Ein tolles Geburtstagsgeschenk.
Na, das tollste war ja, dass Messi zwei Tore gemacht hat.
Extra für Sie!
Natürlich nur für mich. Sicher hat er irgendwie gespürt, dass ich im Stadion bin.
So eine große Fußball-Leidenschaft ist bei Frauen immer noch etwas Seltenes, oder?
Es gibt aber auch mittlerweile viele junge Kommentatorinnen oder Reporterinnen, die das auch gut machen. Aber wahrscheinlich haben Sie recht, dass es für Frauen meines Alters eher nicht alltäglich ist.
Wie kamen Sie denn zum Fußball?
Durch Freunde. Ich war mit 14 das erste Mal im Stadion, in Basel. Das ist so lange her, ich hab ja noch Ottmar Hitzfeld spielen sehen... Naja, jedenfalls nahmen mich Freunde meines Bruders und mir mit ins Stadion. Mein Bruder ist 7 Jahre älter, der hat es natürlich damals abgelehnt, auch nur ein Wort mit mir über Fußball zu reden. Er war schon erwachsen und ich war noch ein Kind. Aber der Fußball hat mich schon immer fasziniert und ich ließ mir diese Leidenschaft nicht nehmen. Mittlerweile ist es ja Gott sei Dank so, dass Frauen auch ernstgenommen werden, wenn es um Fußball geht.
Wie schauen Sie Fußball? Gibt es Rituale?
Am liebsten alleine. Oder mit meinem Freund und Kollegen Wolf-Dietrich Sprenger, der ist auch so ruhig wie ich. Ich mag es einfach nicht, wenn zu viele Leute da sind und irgendwas zerreden, da ist die Aufmerksamkeit immer so schnell weg vom Spiel. Ich bin eine konzentrierte Guckerin. Stadion geht natürlich, das ist was anderes, allein von der Atmosphäre her.
Public Viewing?
Geht gar nicht. Ich kann auch schlecht in Kneipen gucken. Wenn’s einen Freistoß gibt, steht plötzlich eine gelangweilte Freundin auf, um Getränke zu holen und steht dann erstmal vor der Glotze, so dass ich nichts mehr sehen kann. Nee, sowas mag ich nicht. Wenn es gar nicht anders geht, geh ich auch in eine Kneipe. Vor Jahren saß ich mal in einer Sky-Sportsbar in Wiesbaden, wo ich beruflich war. Da waren aber nur 10 Leute und es ging einigermaßen. Aber ich vermeide es natürlich.
Und im Stadion?
Ohne Bier und Bratwurst geh ich überhaupt gar nicht erst ins Stadion. Das gehört einfach dazu. Das ist sicher ein Ritual. Auch wenn es das erste Bier dann quasi schon zum Frühstück gibt. Wenn der SC spielt, hab ich aber auch immer einen Schal oder ein Trikot dabei, na klar, das geht nicht anders.
Und im Camp Nou eben entsprechend das Barcelona-Trikot.
Ja, ich gönne mir bei Stadionbesuchen immer auch noch einen Schal oder irgendetwas. Aber nur von den Vereinen, die ich mag. Das ist sicher auch ein Ritual von mir, wenn Sie so wollen. In Dortmund habe ich mir auch einen Schal gekauft. Aber da stand „Danke Kehl“ drauf, das kam mir dann auch gut und richtig vor, weil der SC-Bezug wieder hergestellt war.
Wie verfolgen Sie SC-Spiele, wenn Sie beruflich unterwegs sind?
Daheim hab ich Sky und ich hab auch Sky Go, so dass ich auf dem iPad alles verfolgen kann, wenn es passt. Ich kann meine Termine und Verpflichtungen auch nicht immer um die SC-Spiele oder andere wichtige Partien herumplanen, aber Sky wiederholt ja auch viel. Und als Geheimtipp: 3Sat wiederholt in der Nacht von Samstag auf Sonntag immer noch das „Sportstudio“. Aber ja, ich muss schon oft auf Spiele verzichten. Dank Internet und Zeitungen und so weiter bin ich aber auch immer auf dem Laufenden. Es geht also.
Kam es schonmal vor, dass Sie grad arbeiten mussten, während der SC spielte? Da geht doch sofort die Konzentration flöten, oder?
Als ich vor ein paar Jahren noch „Das Duo“ in Hamburg gedreht habe, spielte der SC zeitgleich beim FC Sankt Pauli. Die Regie-Assistentin war glühender Pauli-Fan und konnte immer verstohlen auf ihr Handy gucken. Das konnte ich nicht. Ich lasse mein Handy beim Drehen immer in der Garderobe, ich hasse es, wenn man immer drauf schaut, dann geht tatsächlich die Konzentration flöten. Jedenfalls kam die Regie-Assistentin bei jedem Tor freudestrahlend zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Charlotte 1:0. Jetzt 2:0.“ Das war ganz schrecklich für mich.
Sankt Pauli mögen Sie als Wahl-Hamburgerin aber auch, oder?
Ja, die mag ich. Der HSV hingegen ist mir egal. Für den hab ich nichts übrig. Auch wenn die Relegationsspiele alle sehr spannend waren und das aus halbwegs neutraler Sicht ganz unterhaltsam war. Und wo wir grad drüber reden: ich hab mich so geärgert, wie die Schalker am letzten Spieltag der vergangenen Saison die Beine breit gemacht haben beim HSV. Ein besseres Bild kann ich dafür leider nicht finden. So lasziv wie Schalke da auftrat, war es ja kein Wunder, dass der HSV noch gewinnen konnte.
Das Bild ist super. Würde sich kein Fußball-Profi trauen, sowas zu sagen.
Die müssen immer so furchtbar aufpassen, was sie sagen, weil hinterher alles tagelang durch die Presse geht. War früher anders. Scholl oder Basler waren wohl die Letzten, die mal einen Spruch raushauten. Wobei ich den Mertesacker bei der WM 2014 toll fand: „Wat wollnse eigentlich?“ Aber sonst müsste ich lange überlegen, ob es noch Spieler gibt, die nicht so konform sind. Spieler mit Ecken und Kanten gibt es so nicht mehr. Das heute jeder Spieler immer das Gleiche erzählt, ist ja gruselig.
Christian Streich müssten Sie mögen, oder?
Auf jeden Fall. Streich ist fachlich gut, sehr eigen manchmal, hat aber Humor. Das finde ich wichtig. Ich schätze zum Beispiel Lucien Favre als Trainer sehr. Aber ich vermisse bei ihm immer eine gewisse Leichtigkeit. Trainer gehen mit 20-, 25Jährigen tagtäglich um, da muss man schon auch mal locker sein. Solche Dödels brauchen beim Training auch Spaß.
Macht Ihnen der aktuelle SC Spaß?
Ja. Und ich glaube fest daran, dass diese Mannschaft aufsteigen kann. Alleine schon, weil wir Petersen haben. Das ist ein Held. So jemand macht in der Zweiten Liga schonmal den Unterschied. Der passt auch einfach perfekt nach Freiburg. Glaube, der geht auch nie mehr weg. Der fühlt sich doch so wohl beim SC. Sonst würde es sportlich nicht so toll laufen für ihn.
Und wir sind Herbstmeister!
Und dann auch noch 3:0 gewonnen gegen Union. Ist das geil?
Ein langes Gespräch mit Martin Spanring in einem Hotel. Es war irgendwann Mitte der 90er, nach einem Spiel des SC beim HSV. Ich spielte zur der Zeit „Die Dreigroschenoper“ von Brecht im Thalia Theater in Hamburg und eine Kollegin, Iris Kramer, war befreundet mit Volker Finke und stellte den Kontakt her. Sie moderierte mich sozusagen ein wenig bei Finke und seiner Frau an. Mein Sohn Max und ich wurden dann nach besagtem Spiel in das Hotel eingeladen, in dem der SC-Tross übernachtete. Max hat außerdem noch ein Trikot vom SC bekommen.
Wie sind Sie denn auf den SC gekommen?
Durch Alain Sutter. Ich bin ja gebürtige Schweizerin und verfolgte bei der WM 1994 natürlich, was Sutter und die Schweiz machten. Das war auch damals einer meiner Lieblingsspieler. Als er dann nicht viel später zum SC wechselte, war ich natürlich vollends für den Verein entflammt, den ich natürlich vorher schon sympathisch fand. Der SC war immer ein wenig mehr als „Der Ball ist rund“, irgendwie mehr als nur ein Fußballverein.
Und ihr Sohn ist auch noch dem SC verfallen?
Mein Sohn hat eine Dauerkarte bei Sankt Pauli, er hatte aber auch schon eine Dauerkarte bei den Bayern. Ich würde sagen, er ist kein Vereins-Fan, aber genereller Fußball-Fan. Wir lieben beide dieses Spiel, wir lieben beide guten, spannenden Fußball. Und wir gehen auch oft zusammen ins Stadion. Ich war auch am Millerntor, als der SC dort vor kurzem spielte. Und am Sonntag… na, das darf ich hier vermutlich gar nicht sagen…
Sie dürfen mir alles sagen.
Ich war in Dortmund. Und es war toll. Ich mag einfach auch die Atmosphäre dort im Stadion, hatte sogar das Glück, auf der legendären Südtribüne stehen zu dürfen. Aber im Herzen ist natürlich immer der SC, das ist klar… Und trotzdem muss ich auch ab und zu mal in andere Stadien, vor allem, weil Freiburg einfach sehr weit weg ist von Hamburg und ich es so selten schaffe. Meistens schaffe ich eher die Auswärtspartien wie neulich bei Sankt Pauli. Oder wie in der letzten Saison, als ich in München war.
Was war Ihr schönstes Stadion-Erlebnis?
Camp Nou. Zum 60. Geburtstag bin ich mit meinen Söhnen nach Barcelona geflogen. Ich wollte einmal im Leben noch diesen Messi live sehen. Es war wirklich ein Erlebnis. Nicht nur, dass ich Messi gesehen hab und später auch noch David Villa eingewechselt wurde, den ich so schätze. Aber ich saß da in meinem Barca-Trikot und war überwältigt von allem. Es war im Stadion niemals laut und aggressiv, die Fans waren fast still. Und trotzdem enthusiastisch. Das hab ich in deutschen Stadien noch nie erlebt. Wo ich die Stimmung und all die unterschiedlichen Gesänge ja auch mag – aber das Camp Nou ist, obwohl es so alt ist,… naja, „heilig“ wäre das falsche Wort. Es war etwas Besonderes.
Ein tolles Geburtstagsgeschenk.
Na, das tollste war ja, dass Messi zwei Tore gemacht hat.
Extra für Sie!
Natürlich nur für mich. Sicher hat er irgendwie gespürt, dass ich im Stadion bin.
So eine große Fußball-Leidenschaft ist bei Frauen immer noch etwas Seltenes, oder?
Es gibt aber auch mittlerweile viele junge Kommentatorinnen oder Reporterinnen, die das auch gut machen. Aber wahrscheinlich haben Sie recht, dass es für Frauen meines Alters eher nicht alltäglich ist.
Wie kamen Sie denn zum Fußball?
Durch Freunde. Ich war mit 14 das erste Mal im Stadion, in Basel. Das ist so lange her, ich hab ja noch Ottmar Hitzfeld spielen sehen... Naja, jedenfalls nahmen mich Freunde meines Bruders und mir mit ins Stadion. Mein Bruder ist 7 Jahre älter, der hat es natürlich damals abgelehnt, auch nur ein Wort mit mir über Fußball zu reden. Er war schon erwachsen und ich war noch ein Kind. Aber der Fußball hat mich schon immer fasziniert und ich ließ mir diese Leidenschaft nicht nehmen. Mittlerweile ist es ja Gott sei Dank so, dass Frauen auch ernstgenommen werden, wenn es um Fußball geht.
Wie schauen Sie Fußball? Gibt es Rituale?
Am liebsten alleine. Oder mit meinem Freund und Kollegen Wolf-Dietrich Sprenger, der ist auch so ruhig wie ich. Ich mag es einfach nicht, wenn zu viele Leute da sind und irgendwas zerreden, da ist die Aufmerksamkeit immer so schnell weg vom Spiel. Ich bin eine konzentrierte Guckerin. Stadion geht natürlich, das ist was anderes, allein von der Atmosphäre her.
Public Viewing?
Geht gar nicht. Ich kann auch schlecht in Kneipen gucken. Wenn’s einen Freistoß gibt, steht plötzlich eine gelangweilte Freundin auf, um Getränke zu holen und steht dann erstmal vor der Glotze, so dass ich nichts mehr sehen kann. Nee, sowas mag ich nicht. Wenn es gar nicht anders geht, geh ich auch in eine Kneipe. Vor Jahren saß ich mal in einer Sky-Sportsbar in Wiesbaden, wo ich beruflich war. Da waren aber nur 10 Leute und es ging einigermaßen. Aber ich vermeide es natürlich.
Und im Stadion?
Ohne Bier und Bratwurst geh ich überhaupt gar nicht erst ins Stadion. Das gehört einfach dazu. Das ist sicher ein Ritual. Auch wenn es das erste Bier dann quasi schon zum Frühstück gibt. Wenn der SC spielt, hab ich aber auch immer einen Schal oder ein Trikot dabei, na klar, das geht nicht anders.
Und im Camp Nou eben entsprechend das Barcelona-Trikot.
Ja, ich gönne mir bei Stadionbesuchen immer auch noch einen Schal oder irgendetwas. Aber nur von den Vereinen, die ich mag. Das ist sicher auch ein Ritual von mir, wenn Sie so wollen. In Dortmund habe ich mir auch einen Schal gekauft. Aber da stand „Danke Kehl“ drauf, das kam mir dann auch gut und richtig vor, weil der SC-Bezug wieder hergestellt war.
Wie verfolgen Sie SC-Spiele, wenn Sie beruflich unterwegs sind?
Daheim hab ich Sky und ich hab auch Sky Go, so dass ich auf dem iPad alles verfolgen kann, wenn es passt. Ich kann meine Termine und Verpflichtungen auch nicht immer um die SC-Spiele oder andere wichtige Partien herumplanen, aber Sky wiederholt ja auch viel. Und als Geheimtipp: 3Sat wiederholt in der Nacht von Samstag auf Sonntag immer noch das „Sportstudio“. Aber ja, ich muss schon oft auf Spiele verzichten. Dank Internet und Zeitungen und so weiter bin ich aber auch immer auf dem Laufenden. Es geht also.
Kam es schonmal vor, dass Sie grad arbeiten mussten, während der SC spielte? Da geht doch sofort die Konzentration flöten, oder?
Als ich vor ein paar Jahren noch „Das Duo“ in Hamburg gedreht habe, spielte der SC zeitgleich beim FC Sankt Pauli. Die Regie-Assistentin war glühender Pauli-Fan und konnte immer verstohlen auf ihr Handy gucken. Das konnte ich nicht. Ich lasse mein Handy beim Drehen immer in der Garderobe, ich hasse es, wenn man immer drauf schaut, dann geht tatsächlich die Konzentration flöten. Jedenfalls kam die Regie-Assistentin bei jedem Tor freudestrahlend zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Charlotte 1:0. Jetzt 2:0.“ Das war ganz schrecklich für mich.
Sankt Pauli mögen Sie als Wahl-Hamburgerin aber auch, oder?
Ja, die mag ich. Der HSV hingegen ist mir egal. Für den hab ich nichts übrig. Auch wenn die Relegationsspiele alle sehr spannend waren und das aus halbwegs neutraler Sicht ganz unterhaltsam war. Und wo wir grad drüber reden: ich hab mich so geärgert, wie die Schalker am letzten Spieltag der vergangenen Saison die Beine breit gemacht haben beim HSV. Ein besseres Bild kann ich dafür leider nicht finden. So lasziv wie Schalke da auftrat, war es ja kein Wunder, dass der HSV noch gewinnen konnte.
Das Bild ist super. Würde sich kein Fußball-Profi trauen, sowas zu sagen.
Die müssen immer so furchtbar aufpassen, was sie sagen, weil hinterher alles tagelang durch die Presse geht. War früher anders. Scholl oder Basler waren wohl die Letzten, die mal einen Spruch raushauten. Wobei ich den Mertesacker bei der WM 2014 toll fand: „Wat wollnse eigentlich?“ Aber sonst müsste ich lange überlegen, ob es noch Spieler gibt, die nicht so konform sind. Spieler mit Ecken und Kanten gibt es so nicht mehr. Das heute jeder Spieler immer das Gleiche erzählt, ist ja gruselig.
Christian Streich müssten Sie mögen, oder?
Auf jeden Fall. Streich ist fachlich gut, sehr eigen manchmal, hat aber Humor. Das finde ich wichtig. Ich schätze zum Beispiel Lucien Favre als Trainer sehr. Aber ich vermisse bei ihm immer eine gewisse Leichtigkeit. Trainer gehen mit 20-, 25Jährigen tagtäglich um, da muss man schon auch mal locker sein. Solche Dödels brauchen beim Training auch Spaß.
Macht Ihnen der aktuelle SC Spaß?
Ja. Und ich glaube fest daran, dass diese Mannschaft aufsteigen kann. Alleine schon, weil wir Petersen haben. Das ist ein Held. So jemand macht in der Zweiten Liga schonmal den Unterschied. Der passt auch einfach perfekt nach Freiburg. Glaube, der geht auch nie mehr weg. Der fühlt sich doch so wohl beim SC. Sonst würde es sportlich nicht so toll laufen für ihn.
Und wir sind Herbstmeister!
Und dann auch noch 3:0 gewonnen gegen Union. Ist das geil?
Quelle: scfreiburg.com |
Bin ich das? Man hat mich mal vor Jahren angesprochen, aber seitdem hab ich nie wieder was gehört. Und ich würde mich ja engagieren, soweit ich kann. Ich rede ja in der Öffentlichkeit immer in den höchsten Tönen vom SC, in einer Talkshow im NDR bekam ich sogar ein Trikot geschenkt mit allen Unterschriften der Spieler.
Sie haben ja viele Kollegen, die sich auch immer öffentlich zu Ihren Vereinen bekennen. Dietmar Bär und der BVB…
…Peter Lohmeyer und Schalke, Matthias Brandt und Werder Bremen. Diese Clubs nutzen es ja auch medial, dass sie prominente Fans haben. Also, ich bin nun nicht scharf darauf, vom SC hofiert zu werden. Aber dem SC gehört mein Herz, also wäre ich sicher auch bereit, im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit was zu tun.
Ich hoffe, man wird sich spätestens nach diesem Interview bei Ihnen melden…
Gerne. Vielleicht ruft Streich an. Ich könnte seinen Spielern Haltung und Ausdruck beibringen. Was am Theater auch immer wichtig ist. lacht
Wie sehr ähneln sich Theater und Fußball?
Durch das Zusammenspiel. Bei Theater und Film spiele ich mit anderen und muss zuhören und konzentriert sein, damit ich in meiner Rolle entsprechend reagieren kann. Beim Theater ist dieses Zusammenspiel das A und O. Und beim Fußball sicher auch. Obwohl ich ja auch die verrückten, eigensinnigen Spieler mag.
Als Künstlerin mögen Sie die Künstler auf dem Feld.
Wahrscheinlich ist mir ein Künstler wie Grifo durch meinen Beruf näher. Aber es braucht natürlich auch Arbeiter wie Abrashi, das ist mir klar. Das eine geht ohne das andere nicht. Sowohl beim Fußball als auch beim Theater. Und auch beim Theater gibt es ja jemanden, der das Ensemble anleitet: den Regisseur. Der ist somit sicher dem Trainer einer Fußballmannschaft nicht unähnlich.
Haben Sie als Schauspielerin, als Künstlerin einen speziellen Blick auf das Spiel? Anders zum Beispiel als jemand, der selbst aus dem Sport kommt?
Dank meines Berufes hab ich sicher mit der Zeit einen Blick für das Zusammenspiel bekommen und achte auch darauf, wer ein Spiel lesen kann, wer ein Spielmacher ist, wer intelligent läuft und agiert.
Ihre SC-Traumelf aller Zeiten?
Die Mannschaft, die in der ersten Runde im UEFA-Cup 2001 gespielt hat. Golz, Kondé, Diarra, Kehl, Tskitishvili, Coulibaly, Andi Zeyer, Kobiashvili, Tanko, Sellimi, Iashvili.
Wenn Sie 20 Millionen zur Verfügung hätten, welchen Spieler würden Sie sofort zum SC holen?
Messi.
Ehrlich gesagt, habe ich leichte Zweifel, dass der für die Summe kommt.
Wenn er den SC erstmal kennenlernt, schon. Und wenn ich ihn nett frage. Ansonsten holen wir halt diesen Vardy aus England. Ich bin mir sicher, dass der gerne seine Karriere im schönen Breisgau beenden möchte.
Der beste Grund, SC-Fan zu sein?
Das Herz. Der SC ist ein Herz-Verein. Weil er halt mehr ist als „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten.“
Finke, Dutt oder Streich?
Finke. Nee. Streich. Ich glaube, der etwas verrückte Streich ist mir näher als der filigrane Denker Finke. Ach, ich sag mal: Streichfinke.
Wenn Streich Sie fragen würde, was würden Sie ihm sagen?
Lass unter keinen Umständen Petersen gehen.
Liebe Frau Schwab, vielen Dank für Ihre Zeit.
Zu gerne – und den SC-Fans alles Gute!
(AL)
Was Charlotte Schwab für Geschichten aus Ihrem Künstlerinnen-Leben erzählen kann? Ich hab da mal nachgefragt...