6. Spieltag,
Saison 2015/16 – 11.09.2015
1. FC Kaiserslauter – SC Freiburg 0:2 (0:0)
1. FC Kaiserslauter – SC Freiburg 0:2 (0:0)
Schwolow – Mujdza, Höhn, Kempf, Günter – Abrashi, Höfler –
Frantz (90.+1 Hedenstad), Philipp (78. Hufnagel) – Guédé, Petersen (89.
Schuster)
0:1 Abrashi (72.), 0:2 Petersen (87.)
Gelbe Karten: Petersen
(13.), Frantz (75.)
Schiedsrichter: Günter Perl
Zuschauer: 32.834
Schiedsrichter: Günter Perl
Zuschauer: 32.834
Messi, Grifo und Guédé
Für Mike Frantz war es die „beste Saisonleistung“. Sein
Trainer lässt sich für gewöhnlich nicht zu solchen Aussagen hinreißen, weswegen
er den Reportern auf der Pressekonferenz nach dem 2:0-Erfolg in Kaiserslautern
folgende Sätze in die Blöcke diktierte: „Wir hatten eine durchwachsene Leistung
in München und haben da mit etwas Glück gewonnen. In Düsseldorf haben wir
schlecht gespielt und mit ganz viel Glück gewonnen. Heute waren wir besser.“
Und nach einer kurzen Pause ein knappes „Ja“. Ein „Ja“ zur besten
Saisonleistung? Oder ein „Ja“ zur besten Leistung in einem Auswärtsspiel?
Nun, man kann vermutlich beides gelten lassen. Ohne Frage
war es die beste Leistung in einem Auswärtsspiel des SC in dieser Saison. Die
Analysen Streichs zu den Partien in Bayern und im Rheinland sind treffend. Auch
seine Einschätzung zum Spiel in der Pfalz ist richtig, weil man dem Gegner in
allen relevanten Punkten überlegen war: Passgenauigkeit, Zielstrebigkeit,
Zweikampfführung, Stabilität, Spielaufbau. Es war nicht alles rund, aber es war
gut genug, um all diese Punkte 90 Minuten nicht aus den Augen zu verlieren.
Kaiserslauten hatte dem nichts entgegenzusetzen.
War es aber nun auch die beste Saisonleistung? Sollte man wirklich
das furiose Auftakt-6:3 gegen Nürnberg hinter diesem Spiel einordnen? Ja,
sollte man. Weil man gegen Nürnberg von der Euphorie lebte und bei allem
Spielwitz dennoch für drei Gegentore gut war. Das 4:1 gegen Sandhausen? Auch
das war über 90 Minuten eine überzeugende Leistung. Und vielleicht ist ein Sieg
in Kaiserslautern, selbsternannter Aufstiegsanwärter, höher zu bewerten als ein
Heimsieg? Ist es schwerer, in der Fremde sein Spiel aufzuziehen als im eigenen
Stadion?
Nein, die Fragen sind unfair. Fest steht: der Lauf, den der
SC vor der Länderspielpause einlegte, hat Bestand. Streich warnte vor dem Spiel
auf dem Betzenberg davor, dass man sich nicht blenden lassen dürfe von 12
Punkten, noch sei der SC nicht so gut, wie es der Tabelle nach den Anschein
habe. Nuancen des Spiels bestätigen ihn: Günter war beispielsweise in der
Offensive schwach, Guédé in der ersten Hälfte mehr Prellbock als
Spielgestalter, der den verletzten Grifo ersetzen sollte, Kempf mit dem ein oder
anderen Wackler bei seinem Startelf-Debüt, Philipp und Petersen, die in beiden
Spielhälften gute Gelegenheiten, die Führung zu markieren, ausließen.
Muss man mögen: Karim Guédé, Torvorbereiter |
Und dennoch: der SC wirkte in allen Phasen der Partie extrem
fokussiert. Auch wenn Kaiserslautern sichtbar erhebliche Mängel im Spielaufbau
hatte, so wenig ließ der SC aber auch zu, so sicher stand die SC-Defensive.
Streich gab seinen Männern einmal mehr einen durchdachten Matchplan auf den
Weg, den diese konsequent verfolgten. Und so war Mujdza deutlich
formverbessert, Kempf zeigte, dass er bei voller Fitness der beste
Innenverteidiger Liga sein kann, Abrashi war als Antreiber zielstrebig
unterwegs. Und einer wuchs in der zweiten Hälfte über sich hinaus. Messi, Grifo
und wie die Größen dieses Sports so heißen: sie hätten die zwei SC-Tore nicht
schöner vorbereiten können als Karim Guédé. Wie schon gegen Sandhausen von den
Fans minutenlang mit eigenen Sprechchören gefeiert, zementierte Guédé seine Zuverlässigkeit.
Wenn es drauf ankommt, ist auf einen wie ihn Verlass.
Ob es nun die beste Saisonleistung von allen war – einerlei.
Fest steht: die Zwischenbilanz des SC ist äußerst formidabel. Fünf Partien
konnten gewonnen werden, in der Fremde hat man eine blütenweiße Weste – inklusive
des soliden Auftritts in der ersten Pokal-Hauptrunde. Und die jüngsten
Auftritte gegen Sandhausen und in Kaiserslautern zeigen: in Freiburg ist man wieder
auf dem richtigen Weg.
Und auch Streich ist wieder (fast) der Alte. Seine Gestik,
seine Mimik, seine Ausdrucksweise in allen Interviews und Pressekonferenzen:
zielgerichteter, offener, mutiger als im Abstiegsjahr. Und wie er auf dem
Betzenberg (der schon lange keine uneinnehmbare Festung mehr ist) nach
Schlusspfiff breit grinsend seine Spieler umarmte und herzte: ein schönes,
lange nicht gesehenes Bild.
(al)
(al)
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