Montag, 24. August 2015

3. Spieltag - Willkommen in der Realität



Spieltag 3, Saison 2015/16 – Samstag, 15.08.2015
SC Freiburg – VfL Bochum 1:3 (0:0)


Schwolow – Mujdza, Torrejon, Höhn, Günter – Abrashi, Höfler – Hedenstad (60. Möller Daehli), Frantz – Grifo (75. Hufnagel), Petersen(73. Guédé)

0:1 Bulut (65.), 0:2 Terodde (70.), 0:3 Terodde (75.), 1:3 Torrejon (83.)

Gelbe Karten: Mujdza (41.), Frantz (90.+2)
Gelb-Rote Karten:
Mujdza (57.)
Rote Karten:
Torrejon (89.)
Schiedsrichter:
Peter Sippel
Zuschauer:
23.700


Untergehen mit wehenden Fahnen

Der SC hat es bis zum Platzverweis ordentlich gemacht. Es war ein umkämpftes Spiel, bei dem der SC den Kampf angenommen hat. In Halbzeit Eins war man klar die dominierende Mannschaft, wenn auch zwei, drei klarere Gelegenheiten zu wenig "erarbeitet" worden sind. Trotzdem hätte Petersen das 1:0 machen können (bei der ersten Situation kommt Grifos Pass einen Tick zu spät, bei der zweiten Situation ist der Ball schwer zu nehmen). Die Umschaltbewegungen der Bochumer, die die vielleicht formstärkste Mannschaft der 2. Liga gegenwärtig sind, konnte man gut unterbinden. Der eigene Spielaufbau der Bochumer war wenig kreativ. Insgesamt aber spielten es die Bochumer für ein Auswärtsspiel gut und clever und mit genügend Körperkontakt, was völlig legitim ist. Der SC hielt in den Zweikämpfen aber dagegen, was mir gut gefiel grundsätzlich.

Letztlich entschieden dann Mujdza im Zusammenspiel mit dem Schiedsrichter die Partie: einerseits darf man in einem so engen und umkämpften Spiel nie und nimmer in einer solchen Situation die gelb-rote Karte geben; ein Schiedsrichter sollte sich nicht zum Entscheider über Sieg und Niederlage aufschwingen: Mujzda versucht sich mit dem Arm vor den Gegner zu schieben, der daraus viel zu viel macht. Eine heftige Ermahnung mit einem deutlichen Blick zur Bank, dass man den Spieler besser rausnehmen sollte, hätte es getan. Völlig überzogen. Andererseits hat Mujdza natürlich dem Schiedsrichter die Gelegenheit gegeben, durch die Aktion ihn vom Platz zu verweisen, ein kleines Angebot, sehr ärgerlich. Blöd, dass danach Hedenstad auch verletzungsbedingt runter musste, die Unordnung auf der rechten Abwehrseite um den dann neuen RV Frantz sorgte dann für das 0:1. Hätte man das 0:0 länger halten können, ein Punkt oder ein Sieg wäre sogar drin gewesen, denn die kämpferische Einstellung hatte auch weiterhin gestimmt. Man setzte Nadelstiche nach vorne und hatte dann sogar noch das schönste Tore des Tages erzielt (Torrejon). Leider war der Spanier dann zu emotional und holte sich eine klare rote Karte ab: natürlich war das Bein nicht total hoch und nicht gestreckt, aber er weiß und sieht (!) sogar, dass dort ein Gegenspieler ist (er guckt nämlich kurz runter und nicht bloß in die Luft), so dass er bezüglich Gegner und Verletzung grob fahrlässig reagiert. Manche Schiedsrichter nutzen ihren Spielraum, um hier nur eine dunkelgelbe Karte zu geben, aber Rot ist völlig vertretbar. Ich hoffe, es wird bei zwei Spielen Sperre bleiben (Düsseldorf und gegen die starken Sandhausener, blöd genug).

Hufnagel: ein Debütant, der Hoffnung macht


Was mir nach dem Platzverweis gut gefallen hat: man blieb emotional-aggressiv und mutig, man ergab sich nicht dem Schicksal, da war Leidenschaft zu sehen. Das will ich sehen: man darf auch mal untergehen, aber dann mit wehenden Fahnen. Und so hatte man es geschafft, dass man nach dem 1:3 sogar noch kurz vor dem 2:3 stand. Die Moral stimmt, das ist sauwichtig und wird mittel- und langfristig helfen. Dadurch konnte ich mich mit der Niederlage "anfreunden". Möller Daehli, dem natürlich noch Spielpraxis fehlt, und Hufnagel sowie auch (!) Guédé haben mir nach ihren Einwechslungen allesamt sehr gefallen. Alle drei waren gleich drin in der Partie und konnten Akzente setzen. Hufnagel mit viel Talent, was Handlungsschnelligkeit betrifft. Der kann was!

Ärgerlich war - wie gesagt - das 0:1, das nichts mit der Unterzahl, sondern eher was mit Frantz als RV und dem mangelnden Zugriff von Höhn/Günter/Schwolow zu tun hatte: mehr Slapstick als Abwehrarbeit. Hauptfehler wohl bei Schwolow, der entweder ganz oder gar nicht rauskommen muss. Höhn sieht in der Aktion aber auch nicht gut aus und Günter kann dann nicht mehr viel machen: immerhin ist er nah am Mann. Günter übrigens der bessere AV heute; allerdings kann ich den Ruf nach Riether, wie im „Ehemaligen“-Thread, nicht einmal im Ansatz verstehen. Jetzt opportunistisch zu sagen, es sei falsch gewesen, Riether statt Mujdza wegzugeben, ist unerhört. Kübler ist verletzt, ja, das ist doof, aber es war und ist aus meiner Sicht völlig richtig, dass man nur einen der "alten" RV behalten hat und dass dies Mujdza und nicht Riether ist. Nach einem Jahr praktisch ohne Spielpraxis muss auch Mujdza wieder reinkommen und mir gefällt er auch als Kapitän gut. Die letzten zwei Spiele waren nicht das Gelbe vom Ei, aber da wird er wieder rauskommen.

Die zwei verletzungsbedingten Ausfälle (Hedenstad, Petersen) und Sperren (Mujdza, Torrejon) treffen uns für das Düsseldorf Spiel natürlich nun durchaus hart. Aber zum einen hoffe ich darauf, dass man bei beiden Angeschlagenen einfach übervorsichtig war und sie bis zum kommenden Samstag hinbekommt, zum anderen ist in der IV ja nicht nur Föhrenbach, der eine gute Entwicklung macht, sondern auch Höfler eine Option, wenn dafür dann Schuster gegen Düsseldorf reinrückt. Kempf dürfte keine Option sein. Stanko hat in der A-Jugend übrigens auch IV gespielt. Ideal ist das nicht, klar.

Ich teile im Übrigen überhaupt nicht die Ansicht, dass der Kader unausgewogen besetzt ist - wenn man berücksichtigt, dass eine RA-/LA-Planstelle ja noch mit Qualität besetzt wird, wie man bei Streich mehr als deutlich zwischen den Zeilen rausgehört hat. Dann hat man da Möller Daehli, Frantz, Philipp, den neuen Stammspieler, ggf. Grifo je nach Aufstellung und Kath. Das ist ausreichend. Natürlich kann man zu Recht darüber streiten, ob Frantz und Möller Daehli nicht längerfristig auf anderen Positionen besser aufgehoben sind, Philipp sowieso, aber sie sind nun einmal ausgebildete Außenspieler. Punkt. Und dass gestern Daehli noch nicht fit genug für die Startelf, Philipp kurzfristig erkrankt und der neue Außenbahnspieler noch nicht da ist, und so gewissermaßen drei mögliche Stammspieler für die Außen ausfallen, ist dann auch mal Pech. Soll man für jede Position zwei Ersatzleute haben? Wer soll so einen Kader bezahlen und zufriedenstellen?

Mir ist wichtig, dass es talentierte, willige und sich entwickelnde Jungs sind, die oben in den Top 5 mitspielen und bis zum Ende der Saison den Kontakt zu den ersten beiden Plätzen minimalst halten. Der Start in die Saison ist absolut gelungen. Die Entwicklung der Mannschaft ist aber noch lange nicht beendet, sie ist immer noch in einer Findungsphase. Einige Spieler wie Kempf, Kübler, Kleindienst und Möller Daehli sind/waren noch verletzt, die zum 18er Kader gehören, ein oder wahrscheinlich sogar zwei Spieler (wie man so hört) sind kurz vorm Engagement; der SC war gegen die formstärkste Mannschaft lange Zeit leicht überlegen, so ein Spiel kann man am Anfang einer Saison schon einmal verlieren. Überhaupt kein Drama. Das entscheidet nicht die Saison. Es geht jetzt darum, dass man Monat für Monat Entwicklungen sieht, dass Spieler fit und integriert werden, dass sich Spieler weiterentwickeln. Dann werden auch mittel- und langfristig gute Ergebnisse herauskommen. Ich sehe seit den Testspielen gegen St. Pauli und Sandhausen (die beide übrigens bislang mehr als ordentlich in die Saison gekommen sind, so viel zur Stärke der Gegner aus den Testspielen...) bereits eine Entwicklung, ich hätte mir den Start in die 2. Liga sogar schwerer vorgestellt.

Jetzt kommt es darauf an, in Düsseldorf und gegen Sandhausen vor der Länderspielpause 4-6 Punkte zu holen und danach mit den Neuzugängen noch einmal auf Reset zu drücken. Dann geht die Post ab, da bin ich mir sicher.

Streich macht übrigens einen sehr frohen und gesettleten Eindruck in letzter Zeit, er wirkt munter und scheint Spaß an der Arbeit zu haben. Es gab Zeiten, da wäre er gestern völlig ausgetickt an der Seitenlinie, aber er ist für seine Verhältnisse ruhig. Zu ruhig darf er aber auch nicht sein, das entspräche nicht seinem Naturell. Gestern hat er nach dem Spiel noch eimal ganz ruhig mit dem vierten Offiziellen gesprochen. Niederlage akzeptiert. Passiert. Weiter arbeiten und beim nächsten Mal besser machen. Ich freue mich drauf.
(scooff)


Bericht von Waschkarte folgt…

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