Montag, 24. August 2015

1. Spieltag - Furios gegen Franken



Spieltag 1, Saison 2015/16 – Montag, 27.07.2015
SC Freiburg – 1. FC Nürnberg                    6:3 (4:1)

Schwolow – Mujdza, Torrejon, Höhn, Günter – Abrashi, Höfler – Frantz, Philipp (72. Kleindienst) – Grifo (90. Schuster), Petersen(85. Guédé)

1:0 Petersen (Elfmeter, 8.), 2:0 Petersen (Elfmeter, 11.), 3:0 Petersen (13.), 4:0 Frantz (41.), 4:1 Möhwald (44.), 4:2 Behrens (47.), 4:3 Schöpf (Elfmeter, 53.), 5:3 Philipp (61.), 6:3 Schuster (90.+1)

Gelbe Karten: Abrashi (57.), Mujdza (62.)
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 23.700



Choreographie zum Saisonstart
„Der Zirkus ist in der Stadt“

"Liebe kennt keine Liga" lautet der sehr charmante Slogan des SC Freiburg für seine erste Zweitligasaison in diesem Jahrzehnt und schon beim Dauerkartenverkauf manifestierten 14.000 Fans ihre tief empfundenen Gefühle zu diesem kleinen, aber in seinem Wesen großen Club.

23.700, davon ca. 22.500 mehr oder weniger Verliebte versammelten sich denn auch heute Abend zum ersten Spieltag des SCF gegen den traditionsreichen "Glubb" aus Nürnberg. In der ersten Liga ein Lieblingsgegner, gelten die Franken im Unterhaus als Schreckgespenst der Breisgauer, hatte die bis dato doch mehr als ernüchternde Zweitligabilanz unseres Sportclubs gegen den 1.FCN folgendes Aussehen:

0 Siege, 0 Unentschieden, 8 Niederlagen bei 3:18 Toren

Nach 12:28 min. hatte Nils "Hattrick" Petersen die Torbilanz immerhin auf 6:18 aufpoliert und der SC schnupperte an seinem ersten Dreier im Unterhaus gegen die etwas schläfrig wirkende Truppe des Schweizer Trainers Rene Weiler. Frantz' 4:0 in der 41. Minute nach toller Vorarbeit von Niiiiiiiiils katapultierte mich in eine Glückseligkeit, die ich seit Jahren sehnsüchtig gesucht hatte. Verstärkt wurde ein wunderbares Empfinden von Schwerelosigkeit durch Sprüche des Sky-Reporters Sven Haist wie: "Der Zirkus ist in der Stadt - holt die Wäsche von den Leinen" oder "Als Glubb-Fan möchte man am liebsten die Augen zumachen; gucken Sie weg, es ist schlimm."

Der Puls machte auch nach dem unnötigen, aber sehr ansehnlichen 4:1 noch vor der Pause keine großen Sprünge, was sich aber schlagartig ändern sollte, als die Anzeigetafel nach 53 Minuten plötzlich vermeldete:

Freiburg 4
Nürnberg 3

Zuversicht war in die Beine und Köpfe der Nürnberger Fans und Spieler zurückgekehrt, während sich bei der Freiburger Anhängerschaft und der Heimmannschaft vorübergehend Angst und lähmendes Entsetzen über die gar nicht chillige Ergebnisentwicklung breit machte.

"Zum Glück kam das fünfte Tor, sonst hätten wir Probleme bekommen" sprach nach Spielschluss ein erleichteter Christian Streich in das Mikro von Esther Sedlaczek, womit man sicherlich konform gehen kann. In der Tat war Philipps sehr schöne Einzelleistung mit überlegtem Abschluss in der 60. Minute ein sogenannter Wirkungstreffer, der die Kräfteverhältnisse zurecht rückte und wieder für eine gewisse Coolness in den Reihen der SC-Spieler sorgte.

Letztlich war es dem eingewechselten SC-Kapitän Julian Schuster vorbehalten, mit seiner Volleyabnahme zum 6:3 den Schlusspunkt eines unorthodoxen, wilden, verrückten und unvergesslichen Saisonstarts zu setzen. Das Ergebnis bedeutet die Einstellung des Torrekords für den ersten Zweitligaspieltag, der vom 12.8.2000 aus der Partie LR Ahlen - FC St. Pauli (3:6) datierte. Wenn Zweitligafußball immer so spektakulär anzuschauen wäre wie heute Abend, bräuchte der SC aus meiner Sicht gar nicht zwingend aufsteigen. Danke SC, für wirklich großen Sport mit viel Herzblut und bitte mehr davon, am besten schon am Samstag bei den Löwen.
(Olli aus Schopfheim)

Das vierte Petersen-Tor hätte das Stadion nicht überlebt

Das Spiel gegen Nürnberg hat mich ganz oft zu meinem Nachbarn auf der „Nord“ sagen lassen "Was macht dieser Verein mit mir?" In inzwischen über 15 Jahren Fan-Sein habe ich dennoch selten so eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Doch von Beginn an:

Der Mittag startete mit einem Fußweg aus der Innenstadt an der Dreisam entlang zum Stadion und umso näher das Stadion kam, umso näher kam in meinem Kopf das Gefühl von der Auswärtsfahrt in Hannover vor mein inneres Auge. 65 Tage war das Ganze her, doch so ganz war der Schmerz noch nicht aus den Knochen, Zeit war es, dass endlich wieder Fußball ist, endlich ein Neuanfang kommt und das Team den Schmerz vergessen machen kann.

Dann der Anpfiff, die alt bekannte Nervosität, alles, als wäre die Sommerpause nie da gewesen, gute Stimmung von der ersten Minute an und eine unfassbare erste Hälfte. Nach dem 4:0 war das Spiel eigentlich für alle gelaufen, froh war ich, dass Petersen nicht auch die vierte Bude gemacht hat, das Stadion hätte das, glaube ich, nicht überlebt.

Der Anschlusstreffer der Nürnberger vor der Halbzeit ließ mich als gefühlt einzigen pessimistisch werden und auch wenn es niemand hören wollte, erzählte ich allen, dass wir bloß kein frühes Gegentor bekommen sollten. Dass es deren zwei werden hat mich dann doch geschockt, plötzlich war alles von der vergangenen Saison wieder da: die Angst vor dem späten Ausgleich, das Gefühl, dass, egal was passiert, man einfach keine Spiele gewinnen kann und die Hoffnung darauf, dass bitte doch alles gut wird.

Wie wir alle wissen, führte das Wechselbad der Gefühle doch noch zu einem guten Ende, dank eines Traumtores von Philipp und des Tores von Schuster, das ihm jeder Mensch auf der Tribüne gönnte.

Abschließend bleibt nur zu sagen: Wenn die zweite Liga so weiter geht, überlebe ich das Jahr nicht, sichergehen kann ich jedoch, dass dieser Verein mich weiterhin in alle Höhen und Tiefen führen wird und darauf freue ich mich unheimlich.
(scfsince1904)

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