4. Spieltag,
Saison 2015/16 – Samstag, 22.08.2015
Fortuna Düsseldorf – SC Freiburg 1:2 (1:2)
Fortuna Düsseldorf – SC Freiburg 1:2 (1:2)
Schwolow – Frantz (85. Schuster), Höhn, Föhrenbach, Günter –
Abrashi, Höfler – Hufnagel (70. Möller Daehli), Grifo – Philipp (81. Kempf),
Guédé
0:1 Grifo (33.), 1:1 Bolly (37.), 1:2 Höfler (39.)
Besondere
Vorkommnisse: Schwolow hält Foulelfmeter (59.)
Gelbe Karten: Höfler (11.), Föhrenbach (58.), Guédé (81.), Abrashi (89.)
Schiedsrichter: Harm Osmers
Zuschauer: 27.233
Gelbe Karten: Höfler (11.), Föhrenbach (58.), Guédé (81.), Abrashi (89.)
Schiedsrichter: Harm Osmers
Zuschauer: 27.233
Drei Bierduschen, ein Kopfbahnhof
Nun also Düsseldorf!
An die neuen Anstoßzeiten muss ich mich erst noch gewöhnen.
Selbst bei einer relativ kurzen Distanz zwischen Bonn und Düsseldorf beginnt
die Hinreise schon um 10:00 Uhr. So ist immerhin beinahe der gesamte Samstag
verplant, Liga Zwei sei Dank!
Äußerst spektakulär bereits die Hinfahrt – schnell wird
deutlich: Es ist wieder Fußball angesagt. Kölner, Schalker, Düsseldorfer,
Freiburger und Aachener in einem Zug. NRW ist wirklich ein äußerst dicht
besiedeltes Bundesland. Mit meiner Begleitung scnorweger werden ob der dünnen
Personaldecke schon wilde Aufstellungsvermutungen durchdiskutiert: Guédé als
rechter Verteidiger? Möller Daehli von Anfang an? Traut es sich Streich zu,
etwas mutiger spielen zu lassen? Fragen über Fragen – die Stimmung ist dennoch
verhalten optimistisch, auch wenn der angebotene Wodka der Aachener Karlsbande
dankend abgelehnt wird.
Zum ersten Mal in Düsseldorf im Stadion bin ich doch relativ
beeindruckt: Großer, imponierender Tempel mit eigenem Kopfbahnhof. Die WM 2006
hat es gut mit Düsseldorf gemeint. Das Stadion ist fast zu schön für die Zweite
Liga. Leider wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.
Karim Guédé. Ein etwas anderer Fußballgott |
Der Anpfiff zieht sich. Schweigeminute für Mayer-Vorfelder.
Diskutabel, ob das wirklich sein muss. Mit dem Spielbeginn wächst auch die
Nervosität. Ein zähes Ringen wie drei Wochen zuvor in München wird erwartet.
Doch das Spiel entwickelt sich unerwartet mitreißend. Es fühlt sich gut an im
Gästeblock, die wild zusammengewürfelte Mannschaft macht das ordentlich. Grifo
überlegt mit dem 1:0 – das sieht doch gut aus. Für mich das erste
herausgespielte Tor seit beinahe zwei Jahren, das ich live sehe.
Hoffnung keimt auf beim ersten Eckball in Minute 35.
Vielleicht kann der SC ja doch einmal einen verwerten. Was dann folgt, ließ
auch im Stadion die Stimmung senken. Katastrophenfehlpass, Abrashi traut sich
nicht, taktisch zu foulen. Ausgleich. Die kleine Euphorie wieder am Boden. Ich
habe schon viel gesehen, aber das. „Zweite Liga, tut so weh – scheiß egal,
Freiburg olé!“
Mitten in die einsetzende Tristesse zwei Torschüsse. Erst
von Grifo, stark gehalten. Wenige Sekunden später von Höfler. Traumtor. Die
Rufe nach einem „Auswärtssieg“, die so abrupt verstummten, keimen wieder auf.
Wie sehr wünsche ich mir als SC-Fan mal ein ruhiges, souveränes Spiel? Die eine
Halbzeit fühlt sich schon wieder an, als hätte ich vier dergleichen erlebt.
Im Forum werden zur Pause Möller Daehli und Petersen gefordert. Im Stadion wird
schnell klar, dass vorerst keiner der beiden kommen wird. Gelingt es der
Mannschaft jetzt die Konzentration zu bewahren?
Nein, das wird schnell klar. Düsseldorf rennt an, der SC
kann sich kaum einmal befreien. Die Situationen wiederholen sich immer aufs
Neue: Angriff SC, schneller Ballverlust, der Gegenzug rollt. Minute um Minute.
Der Elfmeter nur folgerichtig. „Alex Schwolow, Alex Schwolow“, wird angestimmt,
der Ball souverän gehalten. Die dritte Biederdusche des Tages. Doch Düsseldorf
rennt weiter an, die Defensive wankt. Latte. Latte. Der Ball von Ya Konan wäre
bis nach Köln geflogen, trifft aber nur das Quergebälk.
Seltsamerweise fällt der Fortuna danach nicht mehr viel ein.
Die Minuten verrinnen. Kempf kommt. Heute muss sein „Siegesfluch“ doch einmal
beendet sein. Und tatsächlich – mit Kempf kommt noch ein bisschen mehr
Stabilität hinein. Die Zeit vertrieb man sich gedanklich damit, die
Positionsverschiebungen zu zählen. Abrashi nun rechter Verteidiger. Günter im
linken Mittelfeld. Zwei Minuten später taucht Föhrenbach auf dieser Position
auf. Der SC als Meister der Improvisation.
Nachspielzeit: Durch die Gesänge im SC-Block versteht keiner
die Länge, auf der Videotafel wird auch nichts angezeigt. Maximal drei Minuten
können das doch nur sein. Guédé taucht vor Rensing auf. Daneben. Möller Daehli
taucht vor Rensing auf. Gehalten. Lang kann es doch nicht mehr gehen. Der Zorn
auf Schiri Osmers steigt ein wenig. Er weiß doch auch genau, wie es dem SC
letzte Saison erging. Das Gefühl für Zeit verschwindet in diesen Minuten.
Bellinghausen flankt noch einmal in den Strafraum. Wieder hält Schwolow. Das
muss es doch dann endlich gewesen sein. Auch den Pfiff hört man im Block nicht
richtig, aber die Reaktion der Spieler zeigt es doch eindeutig: Auswärtssieg.
Verdient ist das nicht, aber das ist in dem Moment auch
wieder egal. Gefeiert wird die Mannschaft dennoch. Und zwar zu Recht. Noch auf
dem Weg in die Kabine erhält Karim Guédé Sprechchöre. Meter und Meter ist er
wieder gelaufen, gekämpft hat er bis zum Umfallen. Geklappt hat natürlich
wieder einmal nicht alles, aber er war dem Tor am Ende sehr nah.
Das ist also die Zweite Liga, von der immer gesprochen wird.
Einen Unterschied an Leidenschaft und Mitfiebern verspüre ich nicht. Den 2000
anderen Freiburgern um mich herum geht es wohl ähnlich. Schnell auf dem Weg
dorthin, wo der SC nach der Aussage eines Fortuna-Fans hingehört: in die
Bundesliga.
(Nino, 24, Bonn)
(Nino, 24, Bonn)
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