Montag, 19. Oktober 2015

11. Spieltag - Verknallt in Vincenzo



11. Spieltag, Saison 2015/16 – Sonntag, 18.10.2015
SC Freiburg – SpVgg Greuther Fürth                     5:2 (1:0)

Schwolow – Frantz, Höhn, Kempf, Günter – Abrashi, Höfler (81. Schuster) – Hufnagel (81. Hedenstad), Grifo – Philipp, Petersen (76. Kleindienst)

1:0 Höhn (45.), 2:0 Philipp (55.), 3:0 Grifo (60.), 4:0 Grifo (61.), 4:1 Freis (66.), 5:1 Petersen (74.), 5:2 Berisha (88.)

Schiedsrichter: Frank Willenborg
Zuschauer: 22.400

Fürth-Trainer Stefan Ruthenbeck wollte ein „seltsames Spiel“ gesehen haben. Sein Freiburger Gegenüber sah das nicht grundsätzlich anders. Auch Christian Streich verwies darauf, dass Fürth „in den ersten 15,20 Minuten besser“ war. Freiburg hat sich in dieses Spiel „hineingearbeitet“, fast  ebenso wie der SC-Übungsleiter, der trotz zeitweise komfortabler Führung nie entspannt wirkte und seine Jungs unermüdlich dirigierte und nach vorne peitschte.

Nach besagter Zeitspanne kam dann das SC-Spiel ins Rollen. Hufnagel, der wieder in die erste Elf rotierte, gab zwar schon nach 8 Minuten einen zaghaften Schuss aufs Tor des Ex-Freiburgers Mielitz ab – und das war immerhin schon mehr als die gesamte Mannschaft zwei Wochen zuvor in Karlsruhe an Torschüssen zu Stande brachte -, jedoch hatte man sichtlich Mühe, Lücken zu finden gegen einen Gegner, der sehr darum bemüht war, seinerseits spielerische Lösungen zu finden.

Der Grund, warum der SC sich dann doch mehr und mehr hineinfüchselte ins Spiel, lag zum einen darin begründet, dass es Streich offenbar gelang, den Seinen mit auf den Weg zu geben, die Fürther Spielmacher Hofmann und Gjasula aus dem Spiel zu nehmen, so dass Zulj oft allein auf weiter Flur stand und der nächste Ex-Freiburger, Sebastian Freis, zu Fürths aktivstem Spieler avancierte.

Der andere Grund ist deutsch-italienischer Herkunft und trägt den schönen Namen Vincenzo Grifo. Der 22jährige zog alle Blicke auf sich, weil er schalten und walten durfte, wie es ihm beliebte. An eigentlich jeder gefährlichen Offensiv-Aktion war er beteiligt, die gefühlt 112 Ecken und Freistöße schlug er außerdem. Nicht nur mit viel Variantenreichtum, sondern auch mit Präzision und Virtuosität.

Vincenzo Grifo: Attraktion der Liga


Ein Grifo-Standard sorgte auch für das 1:0. Kempf verlängerte die Reingabe sehenswert mit dem Kopf auf Höhn, der mit dem Pausenpfiff die bis dahin längst verdiente Führung für den SC Freiburg erzielte.

Als in der zweiten Hälfte die Fürther mit zwei guten Chancen reüssieren konnten, war im Konter Maximilian Philipp zur Stelle. Das Umschaltspiel: eine Waffe des SC in dieser Saison. Gleichwohl hatte Philipp Glück, dass sein Schuss unhaltbar abgefälscht wurde. Und Grifo? Der wirbelte noch immer. Und wie. Grifo spielte Fürth schwindelig.

Dem nächsten Freistoß aus fast 30 Metern nahm er sich dann auch wieder an und voßlerte ihn rein. Das 4:0 markierte er nur einen Wimpernschlag später, nahm vorher aber unerlaubterweise ein anderes Körperteil zu Hilfe. Da das an diesem Wochenende aber auch in anderen Stadien übersehen wurde, trieb es das altehrwürdige Schwarzwaldstadion zu ekstatischem Jubel.

Ein Jubel, von dem sich sky-Kommentator Sven Haist anstecken ließ: „Der Breisgau verliebt sich grad in Vincenzo Grifo“, für den Kollegen von Sport1 ist Grifo „die neue Attraktion in Liga Zwei“. In jedem Fall ist er Spielgestalter, Antreiber, Taktgeber und Publikumsliebling in einer Person. Und für das Spiel des SC nahezu unverzichtbar.

Dennoch: es war auch gestern nicht alles Gold, was glänzte. Streich monierte zu Recht, dass Fürth zu zwei Treffern kam, „viel zu einfach“, wie er es auf der Abschluss-PK formulierte. Überhaupt, diese Gegentore: nur vier Mannschaften in der Liga ließen mehr zu als der neue Spitzenreiter. 14 Gegentreffer sind in 11 Spielen, da beißt die Maus keinen Faden ab, einfach zu viel. Wenn man statistisch gesehen in jeder Partie mindestens einen Treffer kassiert, muss man mindestens schonmal zwei Dinger selbst machen, um gewinnen zu können. Einfache Schlussfolgerung.

Die wird Christian Streich selbst gezogen haben – und er wird daran arbeiten. Ebenso wie in der Länderspielpause an anderen Stellen sichtbar gearbeitet wurde. Die Mannschaft darf sich auf die Schulter klopfen lassen für eine erneut unterm Strich gute Leistung. Und natürlich auch für die Tabellenführung, die schon jetzt recht komfortabel erscheint. Will man aber auch am Ende ganz oben stehen, wird man weiter hart arbeiten und sich in jedes einzelne Spiel hineinfighten müssen.

Auch angesichts der mentalen Stärke von Grifo & Co. werden die Zweifel, dass das tatsächlich gelingen kann, immer geringer.
(al)

Und das Filmplakat zum Spiel gibt's natürlich auch noch, verbunden mit nachträglich herzlichsten Glückwünschen zu Mike Frantz' Geburtstag:


Wer weitere Filmplakate sehen möchte: auf der Facebook-Seite "SC Freiburg Filmcover" gibt es sie alle zu bestaunen.

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