Montag, 5. Oktober 2015

10. Spieltag - Ein Derby ohne Fieber



10. Spieltag, Saison 2015/16 – Sonntag, 04.10.2015
Karlsruher SC – SC Freiburg                    1:1 (0:0)

Schwolow – Mujdza, Höhn, Kempf, Günter (46. Grifo) – Abrashi, Höfler – Frantz, Philipp (71. Hufnagel) – Guédé (60. Kleindienst), Petersen

0:1 Petersen (90.), 1:1 Manzon (90.+1)

Gelbe Karten: Kempf (17.), Frantz (38.), Mujdza (85.)
Schiedsrichter:
Wolfgang Stark
Zuschauer:
25.297

Es dauerte fast 90 verkrampfte Derby-Minuten, bis Nils Petersen den Ball nach einer Grifo-Ecke in die Maschen mogelte. Viel hätte also nicht gefehlt und der SC wäre zum ersten Mal in dieser Saison ohne Tor in einem Pflichtspiel geblieben.

Allerdings hätte auch nicht viel zum vierten Auswärtssieg gefehlt. Petersens neuntes Saisontor reichte indes nicht. Und, so viel Ehrlichkeit muss sein: es wäre ohnehin kaum gerecht gewesen. Nichtmal unter der ziemlich schlappen Berücksichtigung, dass Ergebnisse nicht lügen und wenn man halt ein Tor mehr schießt als der Gegner und überhaupt und so weiter.

Aber so kam der KSC durch den kurz zuvor eingewechselten Manzon zum 1:1 Ausgleich, gewissermaßen mit dem Schlusspfiff. Ein Schlusspunkt unter ein streckenweise erschreckend blutleeres Derby. Ein Derby, in dem die Gastgeber aus Karlsruhe defensiv kompakt standen, offensiv vor allem nach Standards oder durch Nazarov gefährlich wurden. Und der SC? Der konnte sich bis Minute 90 bei Keeper Schwolow bedanken, der mit drei, vier sehenswerten Aktionen und einer grundlegenden Souveränität das Spiel offen hielt. Nach vorne lief: nichts. Schwolows Pendant wurde kein einziges Mal geprüft, er musste kein einziges Mal zupacken. Nur eben dann doch einmal hinter sich greifen: Petersen.

Der SC Freiburg agierte planlos, leidenschaftslos, mutlos. Der Derby-Auftritt inklusive Last-Minute-Gegentor erinnerte fatal an so manches Spiel in der zurückliegenden Abstiegs-Saison. Nicht eine gefährliche Offensiv-Aktion aus dem Spiel heraus, kaum eine gelungene Einzelleistung der Kreativen um Grifo & Co., zu viele Fehlpässe, zu viele falsche Entscheidungen.

Mit einem Punkt nach so einem Spiel muss man also, unterm Strich, sehr zufrieden sein. Mit einem 0:0 wäre das sicher auch ausnahmslos jeder gewesen. Aber mit einem 1:1? Nunja. Man war bis Minute 90 sehr weit weg, dann plötzlich sehr nah dran am Sieg. Und wenige Augenblicke später: Ernüchterung. So, wie es letztlich gelaufen ist, dieses Derby, ist es sicher unbefriedigend für den SC.

Wer dachte, der SC würde in Spitzenspiel-Manier nun weiter von Erfolg zu Erfolg eilen, gar den Vorsprung zu den Verfolger-Plätzen ausbauen können, der sah sich nach dem Spiel in Karlsruhe schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Der SC ist, so scheint es, tatsächlich noch nicht so weit. Eben genauso, wie es Trainer Christian Streich in den letzten Wochen immer wieder gebetsmühlenartig wiederholte.

Diese junge und in großen Teilen neu formierte SC-Mannschaft macht eine Entwicklung durch. Zu einer gesunden Entwicklung gehören Rückschläge und schwächere Spiele. Auch wenn das Derby-Ergebnis und auch die Art und Weise des SC-Spiels frustriert: es ist noch immer eine ausgesprochen positive Bilanz, die der SC vorzuweisen hat. Streich und sein Team haben die richtigen Maßnahmen ergriffen, der Kader ist stark genug, um in der Zweiten Liga zu überzeugen. Das haben die letzten Wochen gezeigt. Deshalb wird man sich nicht von so einem Spiel zurückwerfen lassen.

Es sind jetzt ein paar Tage Zeit, um bis zum nächsten Spiel gegen Fürth das Derby aufzuarbeiten und sich darauf einzustimmen, es besser machen zu wollen. Es braucht dazu die Überzeugung, dass das Positive überwiegt und dass man bisher sehr sehr viel richtig gemacht hat. Viel mehr, als so manche Zweifler und Kritiker vor 10 Spieltagen voraussagten.

Einen Weg, den man aus Überzeugung eingeschlagen hat, wird man nicht verlassen, nur weil die Schritte mal zwischendurch kleiner und die Beine müder werden. Und jeder Weg verläuft nicht nur gerade, sondern auch hier und da kurvenreich. Kurven sind wichtig, weil man sieht, wie der Weg dahinter weiter verläuft. Gehen wir weiter den Weg mit, mit dieser Mannschaft. Sie hat es verdient.
(al)

Quelle: nordtribuene.org

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