19. Spieltag,
Saison 2015/16 – Sonntag, 20.12.2015
SC Freiburg – TSV 1860 München 3:0 (2:0)
SC Freiburg – TSV 1860 München 3:0 (2:0)
Schwolow – Torrejon, Höhn, Kempf, Föhrenbach (46. Günter) –
Abrashi, Höfler – Guédé (89. Stanko), Grifo (86. Hedenstad) – Philipp, Petersen
1:0 Philipp (34.), 2:0 Föhrenbach (44.), 3:0 Grifo (65.)
Gelbe Karten: Grifo
(76.)
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 24.000
Die Geschichte des Spiels: Föhrenbach darf sich bei Philipp (und Grifo) bedanken, dass er seinen ersten Profi-Treffer (im eigenen Tor) unterbrachte. Denn ohne das 1-0 zu dem Zeitpunkt wäre bei der nächsten Unterbrechung Günter für Föhrenbach ins Spiel gekommen, auch um den schwachen Föhrenbach zu schützen. Pompt mit dem 1-0 musste sich Günter die Jacke noch einmal anziehen und bis zur Halbzeit warten, so dass es ein gesichtswahrenderer Wechsel geworden ist. Win Win Win für alle. Kein Vorwurf an Föhrenbach, das kann mal passieren, vor allem nach dem gebrauchten Tag in Nürnberg. Es war trotzdem richtig, ihn erneut zu bringen und ihm damit das Vertrauen zu geben. Genauso richtig war es, dann Günter zu bringen, der eine gute zweite Halbzeit spielte und viel Betrieb machte. Die Physis von Günter ist beeindruckend und er war top motiviert. Vielleicht tat ihm die Pause für den Kopf tatsächlich gut und er schien um seinen Stammplatz kämpfen zu wollen, der objektiv betrachtet wahrscheinlich keiner ist, weil er sowieso spielen wird. Aber das ist eine gute Einstellung von Günter.
Zum Spiel: Der SC ist etwas uninspiriert in die Partie gestartet. Brutal dominant, aber ohne Spielwitz. Wäre Hufnagel spielfit gewesen, ich bin mir sicher, er hätte von Beginn an gespielt. Dessen Vertikalläufe wären viel wert gewesen, so mussten wir darauf leider verzichten. Im Spielaufbau blieb Vieles Stückwerk, weil Guede und Torrejon in der 1. HZ die Abstimmung nicht hinbekommen haben und auch Föhrenbach/Grifo auf links eher behäbig unterwegs waren. Zudem hatte Höfler (wie zuletzt leider öfter) keinen guten Tag, traf über die gesamte Partie zu viele falsche Entscheidungen. Als kleiner Fan von Höflers Entwicklung am Anfang der Saison enttäuscht mich das etwas. So ist er keine Hilfe, zu behäbig, zu vorsichtig, keine (dosierten) Risikobälle. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Stammelf der Rückrunde nach der Winterpause wie die Startelf von heute, nur mit Günter links, Frantz für Höfler als Aufbauspieler in der Mitte mit hohem Aktionsradius und Nielsen statt Guede auf rechts - Hufnagel, Kleindienst und bei Zeiten vielleicht Daehli als Joker von der Bank. Damit könnte man aufsteigen.
Da 1860 es taktisch recht gut machte und man in Ansätzen sah, dass viele Spieler fußballerisch gut ausgebildet und technisch nicht so schlecht sind, kam der SC nicht durch: Der eigene Spielaufbau sowohl zu behäbig, als auch zu fehleranfällig. Dennoch reichte es, die eine oder andere Lücke zu finden und - natürlich - den Gegner zu dominieren. 1860 spielte bei eigenem Ballbesitz bzw. Ballgewinn druckvollere Bälle in der letzten eigenen Reihe und suchte dann das Heil in 30-40m Bällen auf Mugosa und Okotie, die die Bälle dann festmachen, weiterlegen oder ablegen sollten. Den Abschluss suchten die Löwen dann stets - auf Kosten der Genauigkeit - möglichst schnell, die wollten den Ball stets wieder schnell loswerden, um wieder in die eigene Stabilität zu kommen. Die Konter der Löwen, weil fußballerisch und von der Handlungsschnelligkeit her meist gar nicht so schlecht, waren dann in Ansätzen auch nicht ungefährlich. Ärgerlich war aus SC-Sicht bzw. SC-Fan-Sicht, dass der SC in seinem Passspiel weder ins Risiko ging, noch präzise und konzentriert war - wer ins Risiko geht, darf auch Fehler machen bzw. da darf die Präzision leiden, wer präzise ist, muss nicht immer damit bis vors Tor kommen a la Barca. Aber weder das eine noch das andere, das ist dann zu wenig.
Dafür gab es dann eine Einzelaktion von einfach guten Fußballern, die handlungsschnell und mit Zug zum Tor die richtigen Entscheidungen treffen. Einmal und es klingelt. Individuelle Qualität und ich hatte das Gefühl, dass das Spiel entschieden war. Bereits mit dem 1-0, auch weil die Körpersprache der Löwen entsprechend negativ war. Der mit guten, aber meist eher schwachen Szenen auffällige Föhrenbach reagierte dann gedankenschnell und technisch gut und es stand 2-0 zur Halbzeit. Petersen hatte vorher eine gute Idee, nämlich den Ball auf Abrashi zu legen, die er schlecht ausführte, sonst hätte es wahrscheinlich zur Pause schon 3.0 gestanden. Toll zu sehen ist die deutlich verbesserte Physis von Petersen, der extrem laufstark und fit wirkt und den Gegner gut angelaufen ist, viel gearbeitet hat und seine Mitspieler hat gut aussehen lassen. Ein Lob von mir, eine gute Leistung. Günter kam und siegte, spielte also gut, Grifo machte das schöne "passende" 3-0, Abrashi muss das 4-0 machen und Guede drehte in der 2. Halbzeit auf, in der er wirklich gute Szenen in der Balleroberung, im Zusammenspiel mit Torrejon hatte. Das sieht bei ihm immer ungelenk aus, weil ihm sein Körper im Weg steht, es war aber insgesamt ein bessere Guede-Spiel. Zum Glück.
Geärgert habe ich mich eigentlich nur über Höfler, der mal wieder zu wenig Klarheit in seinen Aktionen hatte, dem Bälle zu oft versprangen, der sich zu wenig traute und bei seinen zaghaften Aktionen fast noch mehr Fehler machte. Stanko ist er der Spielertyp Abrashi, also weniger der spielprägende Stratege, wie es Höfler an guten Tagen sein kann, mein Ideal wäre nun Frantz für die Rückrunde, der für die Position alles mitbringt: Vernünftige Technik, Zweikampfstärke, Übersicht, Aktionsradius, kann rechts wie links auftauchen, Kopfballstärke, Handlungsschnelligkeit, Abschluss- und Passstärke. Die defensive Acht oder offensive Sechs, wie auch immer, ist seine beste Position. Mit Harvard Nielsen könnte man einen physisch, technisch und starken Spieler dann auf ROM aufstellen und man hätte mit Petersen - Philipp - Griff - Nielsen - Frantz fünf Top-Spieler in der Offensive, mit Hufnagel, Kleindienst und Daehli dann noch unterschiedliche Spieler auf der Bank, sollten sie bald endlich fit sein. Davon träume ich, das kann ich mir mit Lückenfüller und emotional aggressive leader Abrashi sehr, sehr gut vorstellen. Zur Not könnte da auch die Viererkette Torrejon - Höhn/Kempf - Günter in die Rückrunde gehen. Eine offensivstarke Alternative zu Torrejon auf rechts (Übler?) wäre natürlich wünschenswert.
Ein Schlusswort zu den 1860-Fans: Ein klasse stimmungsvoller Support, allerdings mit viel Zynismus. Das "Wir steigen ab und ihr steigt auf" kam (eben) zuerst von den Löwen Fans. Erst sehr viel später sind die Freiburger Fans darauf eingegangen, woraufhin die Löwen-Fans abermals einstimmten. Am Ende sind das absolut leidensfähige Fans. Ich, als Wahl-Münchner, drücke den Löwen die Daumen, dass es mit dem einen oder anderen Jung-Löwen vielleicht doch für die Relegation reicht und man mal versucht, etwas über die Jahre aufzubauen.
Nachdem die ersten 30 Minuten heute nicht gut waren, darf man die Steigerung danach nicht unterschlagen. Das war keine Magie, aber es war sehr selbstbewusst, sehr klar und am Ende völlig ungefährdet. Respekt. Mit nun 38 Punkten aus 19 Spielen kann ich sehr gut leben. Wunden lecken (Schuster, Frantz, Daehli, Kübler, Kleindienst), Kopf durchblasen, ausspannen, neu sammeln im Trainingslager und mit noch mindestens einem Neuzugang für die AV/IV in die Rückrunde starten. Dann spielerisch und von der Stabilität her noch einen draufpacken, Spieler wie Abrashi, Philipp, Kempf, Höhn, eigentlich ja auch Günter, Grifo können noch einen draufsetzen und noch stabiler werden. Hufnagel, Daehli, Kleindienst sowieso. Darauf bin ich gespannt und hoffnungsfroh. Es wird.
(scooff)
Und das Plakat zum Spiel:
Wer weitere Filmplakate sehen möchte: auf der Facebook-Seite "SC Freiburg Filmcover" gibt es sie alle zu bestaunen.