8. Spieltag,
Saison 2015/16 – Donnerstag, 24.09.2015
RB Leipzig – SC Freiburg 1:1 (0:1)
RB Leipzig – SC Freiburg 1:1 (0:1)
Schwolow – Mujdza, Höhn, Kempf, Günter – Abrashi, Höfler –
Frantz (90.+2 Kath), Philipp (70. Hufnagel) – Guédé (85. Kleindienst), Petersen
0:1 Petersen (29.), 1:1 Selke (47.)
Gelbe Karten: Mujdza
(77.), Günter (90.)
Schiedsrichter: Benjamin Cortus
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Benjamin Cortus
Zuschauer: 26.000
RasenBall oder doch
eher Rasenschach? Weder noch lautet das Fazit nach der sehr intensiv geführten,
teilweise auch wilden Partie zwischen den unangefochtenen Marktwertführern der
2. Bundesliga in der Leipziger Red Bull Arena.
Und wer taugt nun eigentlich besser als Alphatier der zweithöchsten deutschen Spielklasse: das schlaue Füchsle oder doch der wuchtige Stier? Die Antwort muss nach dem unterm Strich leistungsgerechten 1:1 womöglich bis zum Rückspiel oder gar noch länger vertagt werden.
Durchaus licht waren die Sitzschalen in der schmucken Spielstätte auf dem Grund des einst mächtigen Zentralstadions frequentiert, als die beiden ehrgeizigen Mannschaften das Spielfeld betraten. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich doch die beiden Top-Anwärter um den Aufstieg ins Oberhaus erstmals überhaupt im bezahlten Fußball gegenüberstanden.
Und wer taugt nun eigentlich besser als Alphatier der zweithöchsten deutschen Spielklasse: das schlaue Füchsle oder doch der wuchtige Stier? Die Antwort muss nach dem unterm Strich leistungsgerechten 1:1 womöglich bis zum Rückspiel oder gar noch länger vertagt werden.
Durchaus licht waren die Sitzschalen in der schmucken Spielstätte auf dem Grund des einst mächtigen Zentralstadions frequentiert, als die beiden ehrgeizigen Mannschaften das Spielfeld betraten. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich doch die beiden Top-Anwärter um den Aufstieg ins Oberhaus erstmals überhaupt im bezahlten Fußball gegenüberstanden.
Als Bewährungsprobe, Standortbestimmung oder
Gradmesser war die Partie für den Tabellenzweiten aus dem Freiburger Osten bei
der geldgeschwängerten Betriebssportgemeinschaft eines österreichischen
Getränkedosenmagnaten im Vorfeld betitelt worden. Nach 90 + 2 Minuten, die den
Spielern vor allem körperlich alles abverlangten kann man dem SCF mit Fug und Recht
das Prädikat "Bestanden" ausstellen. Doch der Reihe nach:
"Fachkraft für Retortenclubs aller Art" |
Abschlüsse der Freiburger zu
verhindern stand doch auf der Bullen-Agenda. Doch alsbald
sollten, jeweils nach Ecken, weitere folgen. Allerdings gelang
es weder Frantz mit einem Kopfballaufsetzer (12.) noch Höhn mit dem
langen Bein nach Ablage von Philipp (18.), den gut reagierenden Coltorti
zu überwinden.
Auf der Gegenseite leitete ausgerechnet eine
etwas verunglückte Faustabwehr Schwolows die beiden besten Leipziger
Chancen in Halbzeit 1 ein. Allerdings machte der junge Sportclub-Goalie seinen
Fehler mehr als wett, indem er erst Halstenbergs
"Volley-Parabel" mit einem katzengleichen Sprung aus dem Winkel
kratzte und dann beim anschließenden Eckball in Allianz mit dem Torpfosten
einen Sabitzer-Kopfball per gutem Reflex entschärfte. Die
"RasenBallisten" schienen Mitte der 1.
Halbzeit langsam auf Betriebstemperatur zu kommen und einen
Taurinüberschuss gewinnbringend in die Waagschale werfen zu können. Mit
gnadenlosem Gegenpressing trieben sie die Fehlerquote der Freiburger in
die Höhe. Zunehmend agierten diese nun zu überhastet in Ballbesitz, waren
nicht beweglich genug und verloren Mitte der ersten Halbzeit allmählich den
Zugriff.
"Stürmer ohne herausragende Qualitäten" |
Just als man Gefahr lief, der zu Beginn des Spiels demonstrierten
Zweikampfhärte verlustig zu werden, machte es Zack- Zack - Zack - Zack und das
Spielgerät zappelte wie selbstverständlich im Netz der Leipziger. Bulls
Eye sozusagen! Der Stürmer ohne herausragende Qualitäten -für den ein oder
anderen Freiburger Fan hingegen einfach ein geiles Stück DNA- hatte
den besten Freiburger Angriff des Abends selbst lanciert mit einem Pass auf
Guédé, dieser seinerseits Philipp aufgelegt, welcher sich
aufmachte, leichtfüßig über die Bullenweide zu spazieren, um
schließlich NP18 präzise in den Lauf zu spielen, der das
Zuckerpässchen trocken mit einem humorlosen Flachschuss zum 0:1 veredelte.
Nils Petersen hatte für die Roten Bullen spätestens in Minute
29 die Gestalt des Roten Tuchs angenommen. Dies mundete Ralf Rangnick
und dem erfolgsverwöhnten Anhang sicher so gut wie manch Anderem gekochte
Stierhoden.
Die Bullen schüttelten sich kurz und schnaubten
dann einige Zeigerumdrehungen später vor Wut, als Orban und
Selke in Minute 39 den Ball mit allen möglichen
Körperteilen über die Linie stocherten, dem vermeintlichen 1:1 aber die
Anerkennung wegen Abseits verweigert wurde; eine strittige Szene, die echte und
Möchtegern-Regelkundler wohl bundesweit den restlichen Abend beschäftigen und
möglicherweise gar den gesundheitsfördernden Schlaf rauben sollte.
Die Freiburger Reisegesellschaft
verwaltete nach dem Leipziger Nicht-Treffer die schmale Führung bis zum
Pausenpfif souverän. Mit dem etwas schmeichelhaften, wenn auch nicht
unverdienten 1:0 im Rücken und dem Wissen, dass RB Leipzig unter der
Spielleitung von Benjamin Cortus in der Vergangenheit noch nie als Sieger
vom Platz gegangen war, kehrte man in Minute 46 entspannt aufs Feld zurück -
eventuell etwas zu entspannt, wie sich nur 90 Sekunden später zeigen
sollte. Der agile Diego Demme hatte eine Lücke in der dichtgestaffelten,
vielbeinigen SC-Abwehr gefunden und auf den brav von Höhn und dem
schwächelnden Frantz flankierten, sträflich freien Selke durchgesteckt,
der nicht lange fackelte und den Ball elegant am komplett chancenlosen Schwolow
vorbei zum vielumjubelten Ausgleich ins lange Eck schlenzte. Erneut hatte der
SC im Zeitkorridor 45. - 60. Minute ein Tor geschluckt, bereits das
4. im 8. Saisonspiel und man musste nun etwas Angst haben, wenn man
es mit dem SC hielt. Geschickt variierte Ralf Rangnicks Mannschaft nun Tempo
und Spielrhythmus, während die SC-Elf wie das Kaninchen vor dem Bullen
zunehmend in Passivität verharrte. Wie lange sollte man sich noch im Sattel
halten können bei diesem wilden Rodeo-Ritt?
Alles was zwei Beine und das Herz am rechten
Fleck hatte, half nun hinten aus. Nicht selten konnte man vor allem
während der zweiten Hälfte den Eindruck gewinnen, dass Philipp und Frantz beim
Spiel gegen den Ball oft sogar tiefer standen als die nominellen AV Mujdza und
Günter. Davon ausgehend, dass dieses Formationsspiel von Streich gewollt war,
um die Räume am eigenen Strafraum so engmaschig wie nur möglich zu machen, muss
man konstatieren, dass diese taktische Variante nur bedingt
aufging, erwiesen sich die Offensivaußen in ihrem
Defensivverhalten doch durchaus als fehleranfällig.
Hatten Philipp und Abrashi mit einer
Doppelchance in Minute 58 noch für ein offensives Lebenszeichen der im
gewöhnungsbedürftigen "Erzgebirge Aue-Look" angetretenen Breisgauer
gesorgt, tauchte der Tabellenzweite fortan nur noch sehr sporadisch in des
Gegners Hälfte auf. Daran sollte sich bis zum Spielende nichts ändern, geriet
der Vortrag in eigenem Ballbesitz doch einfach zu unpräzise und unkontrolliert.
Auch schien es so, dass man sich auf Grund schwindender Kräfte schon recht früh
auf die Sicherung zumindest eines wertvollen Punktes bei den ambitionierten
Messestädtern verlegt hatte. Dieses durchaus riskante Unterfangen ging
letztendlich gut, da die Sachsen zwar Schneid, Courage und beeindruckendes Laufvermögen
bewiesen, im letzten Spieldrittel aber oft nicht zwingend genug agierten. Und
kamen sie vereinzelt zum Abschluss, dann war stets Schwolow auf dem Posten, der
an dieser großen Aufgabe wuchs, was die schönste und positivste Erkenntnis
eines Unentschiedens mit einer Nuance Glück für den Sportclub ist - in einem
echten Zweitligaspitzenspiel auf Bundesliganiveau.
(Olli aus Schopfheim)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen